Erstsendung: 5. November 1995
für das Internet bearbeitet von Jürgen Fischer
(Bild: Titel) Ausgangspunkt des Films sind die teilweise spektakulären Erfolge, die Roland Plocher aus Meersburg mit "informierten" Produkten hat, die als Heilmittel, in der Landwirtschaft, als Güllezusatz oder zur Revitalisierung kleinerer Gewässer eingesetzt werden. Über die wissenschaftlichen und technischen Hintergründe des Verfahrens, mit dem Herr Plocher arbeitet, ist jedoch nichts zu erfahren. Auf der Suche nach diesen Hintergründen trifft der Autor des Films immer wieder auf die Begriffe "Wilhelm Reich", "Orgon" und "Orgon-Akkumulator". Offensichtlich scheinen hier Erklärungen für das Phänomen "Plocher-Information" zu liegen.
(Bild: Wilhelm Reich in den Wolken) Eine Energie namens "Orgon", ein Gerät, in dem sich diese Energie konzentriert, namens "Orgon-Akkumulator". Die Suche nach Orgon führt uns um Jahre zurück. Zurück zum österreichischen Psychoanalytiker Wilhelm Reich, geboren 1897 in Galizien, gestorben 1957 im Bundesgefängnis von Lewisburg, Pennsylvania.
(Bild: Reich, orgonomische Konferenz) Der Wissenschaftler - damals wie heute heftig umstritten - ist Anfang der 20er Jahre der Lieblingsschüler Siegmund Freuds. Ihm steht ein glänzende Karriere offen. Doch schon bald wird Reich aus dem psychoanalytischen Establishment verstoßen. Zum einen, weil er mit seinen sexualtherapeutischen Ansichten Tabus bricht, zum anderen, weil er sich von der reinen Psychoanalyse löst und sich dem Nachweis einer Lebensenergie zuwendet.
(Bild: Ilse Ollendorff-Reich) Ilse Ollendorff-Reich: Er hat Naturforschung gemacht. Er ist in die Biologie gegangen - von der Libidotheorie aus in die Biologie und von der Biologie in die Biophysik. Und wie er immer gesagt hat: ein roter Faden lief durch seine ganze Entwicklung. Dieser rote Faden der Energie, der Begriff der Energie, der ihn von einer Phase in die andere geführt hat."
(Bild: Reich im Labor) In den 40er und 50er Jahren glaubt der genialische Sonderling, eine kosmische Energie entdeckt und nachgewiesen zu haben. Er nennt sie "Orgon". Nach Reich ist sie überall vorhanden, eine ursprüngliche Lebenskraft, die alle biologischen und atmosphärischen Prozesse steuert. Obwohl diese Energie schon den alten Chinesen und Indern bekannt war, sei es ihm gelungen, so Reich, sie als physikalische Größe nachzuweisen und ihren praktischen Nutzen zu erschließen. Die Fachwelt hält Wilhelm Reich inszwischen für geisteskrank. Seine Forschungsarbeiten werden als das Werk eines Wahnsinnigen abgetan.
Ilse Ollendorff-Reich: Reich hat immer gesagt, er ist seiner Zeit sehr weit voraus und vielleicht in 50 Jahren werden diese Arbeiten einmal gesammelt und zusammengebracht werden können. Es wird wahrscheinlich eine lange Zeit dauern.
(Bild: Film-Sequenz) Wilhelm Reich glaubt herausgefunden zu haben, daß organische Materie die Lebensenergie bindet, anorganische (Anmerkung 1) hingegen sie nur kurz anzieht, dann aber sofort wieder abstößt. Nach diesen Erkenntnissen baut er aus Holz und Metall Kästen, in denen sich die Energie konzentrieren soll: Orgon-Akkumulatoren.
(Bild: Reich Gefängnis-Foto) 1933 war Reich vor den Nazis nach Skandinavien geflüchtet und von dort in die USA. Wegen seiner Orgon-Forschung und entsprechenden medizinischen Praktiken wird er hier heftig angefeindet. 1956 wird er wegen Kurpfuscherei (Anmerkung 2) zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Reich - aggressiv und streitbar - hatte auf eine Verteidigung verzichtet. Er fühlte sich von der amerikanischen Gesundheitsbehörde zu Unrecht verfolgt.
(Bild: Textbild) In seiner "Erklärung über die Kompetenz in Fragen der Orgon-Energie" heißt es: "Ich möchte für mein Recht plädieren, Naturphänomene zu studieren, ohne daß irgendwelche Waffen auf mich gerichtet werden. Ich fordere ebenso das recht, mich zu irren, ohne dafür gehängt zu werden."
(Bild: Reich-Augen) Noch zu seinen Lebzeiten werden seine Bücher verboten und verbrannt - übrigens schon zum zweiten mal. Seine Akkumulatoren werden zertrümmert. In den USA ist die Forschung über die kosmische Lebensenergie seither verboten (Anmerkung 3). Eine Bundesrichterliche Verfügung des US-Staates Maine entscheidet (Zitat): "Orgon-Energie existiert nicht."
(Bild: Jürgen Fischer) Aber sie wirkt. Daran glaubt in Deutschland nicht nur Roland Plocher. Wir sind nicht mehr am Bodensee, sondern in Worpswede bei Bremen.
Martin Steinhoff: Herr Fischer, was tun Sie hier gerade?
Jürgen Fischer: Ich stelle gerade einen Orgon-Akkumulator her. Das ist ein Gerät aus Metall und organischem Material.
(Bild: Schichten im Akkumulator) Steinhoff: Was ist das?
Fischer: Das ist Stahlwolle und Schafwolle. Mit diesem Gerät - aus möglichst vielen Schichten dieser Materialien - wird Energie auf den Organismus übertragen. D.h. man baut einen Kasten - außen ist organisches Material, Holz und Wolle, innen Metall, verzinktes Eisen und Stahlwolle - in den man sich hineinsetzt und man wird mit atmosphärischer Orgon-Energie geladen.
Steinhoff: Das ist genau so ein Gerät wie schon Wilhelm Reich es gebaut hat?
Fischer: Es ist ein Gerät wie Wilhelm Reich es gebaut hat, genau nach den Bauanleitungen Wilhelm Reichs, auf unsere Maße und Materialien angewendet, ein bißchen modernisiert von der Herstellungsweise, aber original so wie Wilhelm Reich ihn entwickelt hat.
(Bild: Steinhoff interviewt Fischer) Steinhoff: Was tut sich in diesem Akkumulator, wenn man sich reinsetzt?
Fischer: Wenn man sich reinsetzt, nimmt der Körper große Mengen an Energie auf, kein künstlicher Prozeß, sondern ein normaler organismischer Prozeß, der immer stattfindet. Das heißt: man verbraucht immer Energie durch Muskelarbeit oder Gedankenarbeit - organismische Prozesse verbrauchen Energie - und man nimmt diese Energie unter anderem über die Atmosphäre auf. Und im Orgon-Akkumulator kann man sehr viel höhere Quantitäten dieser Energie aufnehmen als normalerweise.
(Bild: Orgon-Akkumulator) Ein Kasten, in dem sich die kosmische Lebensenergie konzentrieren soll. Wer sich hineinsetzt, wird energetisch aufgeladen, heißt es. Auf der Suche nach Beweisen für oder gegen diese Behauptung stoßen wir auf den Marburger Psychologen Rainer Gebauer. Gemeinsammit einem Studienkollegen hat er die bislang einzige wissenschaftliche Studie über die Wirkung von Orgon-Akkumulatoren vorgelegt, eine Diplomarbeit in Psychologie an der Universität Marburg (Anmerkung 4)
(Bild: Gebauer) Rainer Gebauer: Also in unserer Diplomarbeit haben wir statistisch signifikant nachweisen können, daß die von Reich postulierte Körperkerntemperaturerhöhung in einem Orgon-Akkumulator stattfindet - und zwar überzufällig häufig. Das gleiche gilt für die Hauttemperatur, wo wir ebenfalls mit 99%iger Wahrscheinlichkeit festgestellt haben, daß die von Reich postulierte Erhöhung stattfindet.
Steinhoff: Was beweist das? Beweist das überhaupt irgendetwas?
Gebauer: Die Statistik hat den Vorteil, daß dies, wenn man auf dem 1- oder 5%-Niveau diese Aussagen machen kann, dies als Beweis genommen wird.
Steinhoff: Noch einmal die Frage: WAS beweist das?
Gebauer: Schwierig. Unsere Untersuchungen haben bewiesen, daß in einem simplen Kasten, der außen aus einer Dämmplatte und innen aus einer verzinkten Eisenplatte besteht, zwischen denen Schichten von Stahlwolle und Glaswolle angeordnet sind, die Körperkerntemperatur als stabilste Größe um bis zu 0,43 Grad Celsius innerhalb einer halben Stunde angestiegen ist. Es gibt keinen herkömmlichen traditionellen Ansatz, der dies erklären kann, und Reichs Erklärung einer energetischen Aufladung durch den Orgon-Akkumulator erscheint mir die plausibelste Erklärung.
(Gebauer vor dem Orgon-Akku und Steinhoff sitzt darin) Gebauer: Setzen Sie sich doch mal rein. Sein Sie einfach mal neugierig und halten die Hand so zwei, drei Zentimeter von der Metallplatte weg und warten ab.
Steinhoff: Es wird wärmer, finde ich, kann das sein?
Gebauer: Ja, das kann sein, das ist eine von Reichs Behauptungen, Darstellungen, daß die Orgon-Energie, die hier akkumuliert wird, Wärme erzeugt.
Steinhoff: Ja, und das spüre ich ziemlich deutlich.
Gebauer: Noch etwas anderes?
Steinhoff: Ja, das, was wir vorhin schon hatten, als wir schon mal hier drin waren: daß es anfängt zu kribbeln auf der Haut auf der Innenfläche der Hand.
Gebauer: Ja! Und das ist eigentlich nicht zu erklären. Halten Sie Ihre Hand mal ganz an die Metallfläche. Sie merken, die ist kalt.
Steinhoff: Ja
Gebauer: Und trotzdem spürt man, wenn man die Hand ein Stückchen weghält, Wärmeempfindung. Das ist traditionell nicht zu erklären. Eigentlich müßte eine kalte Wand Kälte ausstrahlen, die man dann auch spürt. Genauso ist das Kribbeln eigentlich nicht zu erklären.
Steinhoff: Woher kommt dieses Kribbeln?
Gebauer: Dieses Kribbeln ist eine Wechselwirkung zwischen der Orgon-Energie, die Sie hier durch den Akkumulator spüren und ihrem eigenen Energiefeld.
(Bild: Hand vor Zimmerwand) Steinhoff: Ich werde meine Hand mal hier an die (Zimmer-)Wand halten und mal schauen, was da passiert. - Nein, da spüre ich nichts.
Gebauer: Wärmeempfindung?
Steinhoff: Nein, nichts. Aber kann das nicht subjektiv sein, weil ich beeinflußt bin von Ihnen?
Gebauer. Ganz genau, das kann natürlich sein. Deshalb haben wir ja unseren Versuch gemacht, wo die Versuchspersonen eben nicht wußten, welche Meßwerte zu erwarten sind. Wir hatten bei unseren Versuchen zwei 12jährige Kinder dabei, die Reich mit Sicherheit noch nicht gelesen hatten und von daher absolut neutral waren. Wir hatten blinde Versuchspersonen, die die geringfügigen Unterschiede zwischen Akku und Attrappe nicht sehen konnten. Insofern wurde versucht, Suggestion auszuschließen - und doch traten eben die Effekte ein.
(Bild: Wilhelm Reich Institut, Berlin) Gibt es sie also, die kosmische Lebensenergie, die Reich "Orgon" nannte? Und können Menschen mit dieser Energie aufgeladen werden? In der Medizin und in der Psychoanalyse wird in Deutschland wieder seit 10 Jahren nach den Methoden Wilhelm Reichs gearbeitet, zum Beispiel im Wilhelm-Reich-Institut in Berlin.
(Bild: Heiko Lassek) Lassek: Reich hat von Heilung von Krebs berichtet und das ist auch gut dokumentiert. Ich habe einerseits mit dem Akkumulator bei zahlreichen Menschen eine Lebensverlängerung erreicht, eine deutliche Reduktion des Schmerzmittelgebrauchs, und - was für einen Arzt denke ich das Wichtigste ist - daß der Mensch in Würde sterben kann, daß dieser Prozeß nicht eine grauenhafte Erfahrung ist mit immer mehr Schmerzen und immer mehr Lebensverlängerung, sondern, daß es mit dem Akkumulator möglich zu sein scheint, daß viele Krebserkrankungen - nicht alle - mit einer deutlichen Schmerzreduktion durchlebt werden können und daß auf jeden Fall das subjektive und das objektive Befinden des jeweiligen erkrankten Menschen deutlich verbessert wird.
(Bild: Abendhimmel) Grundlage dieser Krebstherapie ist die Annahme, daß die kosmische Lebensenergie, daß Orgon existiert, wie bei der Übertragung energetischer Information auf Gesteinsmehle durch Roland Plocher. Wenn es diese Energie nicht gibt, dann haben wir es mit Quacksalbern und Scharlatanen zu tun. Haben wir das?
(Bild: Arnim Bechmann) Unsere Suche nach Orgon führt uns schließlich zu Arnim Bechmann nach Barsinghausen. Der Professor für Landschaftsökonomie der Freien Universität Berlin hat 1986 das "Institut für ökologische Zukunftsperspektiven" gegründet. Als diplomierter Mathematiker, promovierter Wirtschaftswissenschaftler und habilitierter Planungsmethodiker beschäftigt er sich mit den Grenzen unserer Schulweisheit. Von ihm wollen wir wissen, ob Roland Plocher ebenso ein Phantast und Kurpfuscher ist, wie Wilhelm Reich es gewesen sein soll.
Bechmann: Also, alles, was ich über Plocher sagen kann, ist das, was ich über Plocher vermute und was ich aus den Dingen, die er veröffentlicht hat, geschlossen habe, einschließlich einer Fernsehsendung. Er scheint mit einem Prinzip zu arbeiten, was zunächst einmal im Rahmen herkömmlicher Wissenschaft einfach nicht erklärbar ist, weil es auf Phänomene und eine Deutung von Welt zurückgreift, die da nicht vorkommt. Aber wenn man in das Deutungsmuster geht, macht er im Grunde etwas Ähnliches, was wir - vereinfacht gesagt - bei einer Elektronenröhre machen. Er nimmt einen Energiestrahl, hat einen Speicher und bringt mit Hilfe des Energiestrahls eine Nachricht auf den Speicher. Und diese Nachricht wird jeweils speziell eingefüttert. Also im Beispiel unserer Elektronenröhre: Anode, Kathode, dazwischen das Gitter. Und über das Gitter modulieren wir eine Spannung.
Steinhoff: Gut, das ist diese Informationsübertragung.
Bechmann: Das wäre das, was er Informationsübertragung nennt.
Steinhoff: Aber das ist noch nicht alles.
Bechmann: Und der Speicher behält dann die Nachricht - ich will es nicht Information nennen - und bringt die in ein biologisches System, und das Greift diese auf. Und diesen Aufgreifprozeß kann man im Rahmen herkömmlicher Ökosystemforschung nicht beschreiben, weil sozusagen das Energiefeld darin nicht auftaucht. Jetzt kann man darüber streiten, ob es das gibt oder nicht. Wenn es das nicht gibt, ist er ein Pfuscher. Wenn es das gibt, haben wir etwas, was heute in der herrschenden Naturwissenschaft nicht beschrieben wird, aber trotzdem da ist.
Ich mache jetzt ein Beispiel: Wenn Sie einem Menschen im Mittelalter ein Radio gegeben hätten und gesagt hätten: "Sie hören jetzt eine Stimme aus Dresden oder Hamburg", dann hätte der das nicht für glaubwürdig gehalten, weil es in seinem Denkmodell nicht vorkam. Aber das Radio hätte auch damals schon funktioniert. Und vor dem gleichen Problem stehen wir jetzt. Plocher greift auf etwas zurück, das wird Orgon-Energie genannt und stammt aus dem naturwissenschaftlichen Konzept eines Mannes, der hieß Wilhelm Reich. Da gibt es bestimmte Vorstellungen und Gesetzte. Es ist so etwas wie allgemeine Lebensenergie und wenn es die gibt, und über sie Nachrichten übertragen werden können, dann ist Plocher auch voll erklärbar. Ich halte ihn in dem System für voll erklärbar, es ist kein Wunder.
Wenn man davon ausgeht, daß es die Energie nicht gibt, also die andere Sichtweise der Welt nimmt, dann ist das alles Pfusch. Nur haben wir dann ein ähnlichesProblem auf der Beobachtungsebene wie mit dem Placebo-Effekt. Beim Placebo-Effekt haben wir Wirkungen, die wir nicht richtig erklären können. Ich kann jetzt zu Plocher nicht viel sagen, ich kann nur sagen, daß ich mit ähnlichen Dingen auch etwas experimentiert habe und auch sehe, wie die Berichte über Plocher sind und was Sie mir im Vorgespräch erzählt haben. Und da scheint es ja so zu sein, daß zumindest ein Effekt, wenn auch nicht so grandios wie behauptet, auslösbar ist.
Dann müssen wir uns fragen: Macht die Natur Placebo-Effekte und haben wir lauter Fehldeutungen? Oder beschreiben wir Natur noch nicht ausreichend? Meine Vermutung ist: wir beschreiben sie nicht ausreichend.
Steinhoff: Das heißt, nach bisherigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen dürfte das, was mit diesen Mitteln passiert, gar nicht passieren, weil: es gibt sie gar nicht.
(Bild: Zeichnung) Bechmann: Ich mache jetzt ein kurzes Bild: Plocher macht folgendes: Er hat einen Energiestrahl, den baut er mit einem Gerät, das nennt er Orgon-Akkumulator. Das ist meine Vermutung, so würde ich es, wenn ich er wäre, in der Theorie machen, auf die er sich wohl beruft. Er nimmt hier unten einen Energiespeicher - das haben Sie als Alufolie gesehen - und jetzt bringt er über einen bestimmten Träger hier eine Nachricht hinein. Da haben wir so ein Bild, genau das macht er. Und er benutzt eine Energieform, nämlich die Orgon-Energie, das ist die Vorstellung einer allgemein vorhandenen Lebensenergie, die er Konzentriert, und in die bringt er sozusagen eine Bewegung, eine Schwingung hinein. Und die überträgt er hierhin.
So! Und jetzt stehe ich genau vor der Frage des heutigen Menschen: gibt es das Orgon-Feld? Dann funktioniert der MechanismusVor 200 Jahren - wenn jemand mit einer Elektronenröhre gekommen wäre - dann hätte der vor derselben Frage bei der Elektronenröhre gestanden, die hat nämlich ein ähnliches Prinzip. Und an der Stelle sind wir. Vor 200 Jahren waren elektromagnetische Felder nicht vorstellbar.
(Bild: Steinhoff und Gebauer auf dem Feld) Steinhoff: Wir machen jetzt einen Film darüber und wir stehen vor der Schwierigkeit: wir müssen Bilder finden. Wir wollen das gerne zeigen, über was wir hier reden. Zeigen Sie uns mal was, geben Sie uns einen Tip.
Gebauer: Direkt Orgon-Energie zu sehen ist etwas schwierig. Reich beschreibt da mehrere Phänomene. Zum einen: Man soll mit entspannten Augen in den Himmel schauen, dort würde man dann kleine, helle Punkte durcheinanderwirbeln sehen. Das beschreibt er als einen Aspekt, wie Orgon-Energie zu sehen ist. Des weiteren kann man, wenn man weiß, wohin man schauen muß, zum Beispiel nach Süden oder Norden, über dem Horizont wellenförmige Bewegungen sehen. Auch das ist ein Phänomen, das Reich beschreibt.
Steinhoff: Wo? Gucken wir mal da hin!
Gebauer: Ja, wir müßten nach Norden oder Süden schauen.
Steinhoff: Warum?
Gebauer: Weil: die Orgon-Energie fließt von West nach Ost um den Globus herum, wie Reich sagt, und so muß man dann nach Nord oder Süd sehen, um eben diesen Fluß sehen zu können.
Steinhoff: Ja gut. Gucken wir jetzt nach Norden.
Gebauer: Ja - wir sollten das jetzt ...
Steinhoff: Warum sollen wir das jetzt nicht machen?
(Bild: DOR-Himmel) Gebauer: Weil sich das mit der Kamera nicht feststellen läßt und Sie haben vorhin nichts gesehen und die Leute sehen auch nichts. Es ist halt gewöhnungsbedürftig. So wie nicht jede Person im Akkumulator gleich viel oder überhaupt etwas empfindet. Manche Leute spüren eben kein Prickeln und kein Kribbeln oder haben auch keine Wärmeempfindung, weil das eben eine Interaktion ist. Genauso können manche Leute das nicht sehen. Weil: ich habe das vorhin mal beschrieben, diese Interaktion von Körperpanzer, Energiephänomenen, Wahrnehmung dieser Phänomene. Reich sagt jetzt: Menschen mit verspannten Augen, mit chronisch verspannten Augen können diese Energie nicht sehen. Deshalb ist es auch so schwierig, dieses eben auch objektiv wahrnehmbar zu machen. Orgonenergie läßt sich heute eben noch am besten indirekt wahrnehmen über die Temperaturmessungen, also schon über ein indirektes Instrument. (Anmerkung 5)
Steinhoff: Bei Ihnen in der Praxis hängt ein Bild von Van Gogh, das heißt "Sternenhimmel".
(Bild: "Sternennacht") Gebauer: Das heißt "Sternennacht". Das ist ein sehr schönes Bild, wo man Reichs Beschreibungen eigentlich sehen kann.
Steinhoff: Nun hat Van Gogh vor Reich gelebt.
Gebauer: Er hat vor Reich gelebt, aber ich behaupte mal, daß Van Gogh noch einen Bezug zur Natur hatte. Er malte seine Bilder auf den Feldern, im Ländlichen. Er hat sich den Himmel angeschaut und hat diese vorher beschriebenen wellenförmigen Bewegungen sehr schön dargestellt, genauso wie die einzelnen Lichtpunkte, die sich da wild am Himmel bewegen.
(Bild: Arnim Bechmann) Bechmann: Orgon-Energie ist eine Energie, die in allen Lebenssystemen auftritt und die Zustände haben kann, wo sie das Leben fördert und auch, wo sie es blockiert und stört. Und die Zugriffe, die Herr Plocher mit seiner Technik - soweit ich das sehe - macht, sind ja, daß er versucht, über den Eingriff mit Orgon-Energie Lebensprozesse anzustoßen, also diesen Teil zu nehmen. Man kann aber auch den Teil, dem er versucht entgegenzuwirken, bewußt produzieren. Insofern ist Orgon-Energie - im reich´schen Denkmodell - eine Energie, die unabhängig vom guten oder schlechten Willen dazu geeignet ist, Leben zu beeinflussen und die auch negativ und als Waffe eingesetzt werden kann. Nach meiner Einschätzung hat sie auch - von der Wirksamkeit richtig gemacht - Vergleichbarkeit mit der Atomenergie - und damit auch Probleme. Ich denke, es ist dran, sich heute mit Wilhelm Reich auseinanderzusetzen, sich aber bewußt zu sein, daß, wenn man ihn ernst nimmt, das auch keine reine Spielerei ist.
(Bild: Mondhimmel) Hier endet unsere Suche nach Orgon - von einem vermeintlichen Wunderpulver zu Wilhelm Reich und der kosmischen Lebensenergie. Zurück bleiben Zweifel und Nachdenklichkeit.
Anmerkung 1: Besser: elektrische Nichtleiter speichern
Orgon und Metall zieht Orgon an und stößt es sofort wieder ab. (zurück zum Text)
Anmerkung 2: Tatsächlich gab es zwei Prozesse. Im ersten erging eine Verfügung gegen Reich, seine
Organisation und einige Mitarbeiter, die haupsächlich besagte, daß Orgon nicht existiert, das die Orgonakkumulatoren zerstört werder müßten und nicht mehr verkauft und über Staatsgrenzen
transportiert werden dürften und daß jedes gedruckte Werk in dem das Wort "Orgon" verwendet wurde als Werbematerial für betrügerische Machenschaften eingezogen und verbrannt wurde. In einem
zweiten Prozeß wurde Reich zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er gegen die Verfügung aus dem ersten Prozeß verstoßen hatte, indem einer sener Mitarbeiter, Michael Silvert, einen Akkumulator zum
Eigengebrauch Reichs von Maine nach Arizona transportiert hatte. (zurück zum Text)
Anmerkung 3: Es erging nur die Verfügung gegen Reich, seine Organistion, den "Wilhelm Reich Infant
Trust Fund" und einige Mitarbeiter. Faktisch verboten ist jedoch die orgonomische Forschung damit nicht, tatsächlich wird in den USA orgonomisch geforscht (psychiatrisch und physikalisch), jedoch
nicht medizinisch praktiziert. (zurück zum Text)
Anmerkung 4: Rainer Gebauer/Stefan Müschenich, Der Reichsche Orgonakkumulator. Naturwissenschaftliche Diskussion - Praktische Anwendung - Experimentelle Untersuchung. Frankfurt am Main.: Verlag Stroemfeld/Roter Stern/Nexus, 1987, ISBN 3-923301-19-7 (zurück zum Text)
Anmerkung 5: Die wellenartige Fließbewegung läßt sich von jedem Menschen ohne weiteres sehen, man kann sie sogar filmen. Kurioserweise befinden sich in diesem Film mehrere (offenbar unerkannte) Aufnahmen dieses Phänomens. In der aktuellen Szene, d.h. dem Gespräch zwischen Martin Steinhoff und Rainer Gebauer ist diese Fließbewegung nicht zu erkennen, weil es sich um eine typische DOR-Situation handelt. DOR = Deadly ORgone ist eine Erstarrung der Atmosphäre, die als ein diffuser Dunstschleier am Horizont ebenfalls für jeden Menschen sichtbar ist.
Die Kreiselwellen sind ebenfalls für fast alle Menschen erkennbar, wenn sie darin angeleitet werden, diese zu sehen. Es ist richtig, daß Menschen mit schwerer Augenblockade diese nicht sehen können, dies sollte jedoch nicht beurteilt werden, ohne daß ernsthafte und qualifizierte Versuche unternommen wurden, Kreiselwellen zu identifizieren. Siehe dazu der Artikel von Jürgen Fischer "... und sie bewegt sich doch!". (zurück zum Text)