Hallo,

leben wir in einer Simulation?

In verschiedenen wissenschaftlichen Artikeln wird diskutiert, ob es ein Multiversum gibt - also viele parallele Universen - oder ob das alles einfach nur eine Simulation sein könnte, in der Sie und ich, der gesamte Kosmos und alle anderen Menschen als Programme leben. Für eine so große Simulation wäre enorm viel Rechenpower vonnöten. Da ich Ihr Buch "Wie man den Verstand verliert" gelesen habe, weiß ich, dass Sie sich für dieses Thema interessieren.

Hallo,

das Thema ist faszinierend, ich kenne die Argumente, jedoch gibt es in den Kalkulationen einen grundsätzlichen Fehler, der unbedingt angesprochen werden sollte. Er zeigt, dass auch Wissenschaftler nur Menschen sind, die an ihrer kleinen "Realität" hängen, die sie mit "Berechnungen" beweisen wollen.

Es gibt - nehmen wir an, die Wirklichkeit ist eine Simulation - keinen Beweis, dass es andere Wesen als "ICH" gibt, denn alle anderen Menschen erscheinen in "meiner" Simulation nur als relativ begrenzte Objekte. Insofern ist die Annahme, es sei notwendig, einen ganzen Kosmos zu simulieren rein hypothetisch. Es wäre nur nötig, "mich" zu simulieren. Die Annahme, dass es notwendig wäre, 8 Milliarden Menschen als wahrnehmende Subjekte einen Kosmos, Naturgesetze etc. zu simulieren ist rein willkürlich. Letztlich müsste man dann auch jedes Tier oder sogar jede Pflanze als wahrnehmendes Subjekt simulieren.

Wenn ich jedoch annehme, dass es nur eine einzige Simulation gibt, also "ICH", wäre das ganze System sehr überschaubar und bereits mit heutigen Mitteln realisierbar. Es gibt tatsächlich keinen Beweis, dass außer "MIR" etwas existiert, da meine Welt ausschließlich über die begrenzten Sinne und mein Gehirn erschaffen wird. Diese philosophische Grundannahme ist definiert als "Solipsimus". Und damit macht man sich im allgemeinen keine Freunde. Es ist eine Philosophie, die schon beendet ist, wenn man den ersten Satz ausgeprochen hat. Wozu noch kommunizieren, wenn es sowieso nur "MICH" gibt?

Also: leben "wir" in einer Simulation?

Meist kommt schon im ersten Satz dieser philosophischen Artikel wie auch in Ihrer Frage das manipulative "Wir" vor. Tatsächlich wird dieses manipulative "wir" sehr oft unbewusst eingesetzt und es behauptet implizit, dass es eine Art "Gemeinschaft der Menschheit" gibt. Das ist Unsinn, wenn man ein paar Sekunden darüber nachdenkt. Es ist ein Stereotyp, das rein sprachlich geschaffen wird und das dann als Wirklichkeit verstanden wird. Dieses "wir alle" gibt es nur als gedanklich geschaffene rein virtuelle Wirklichkeit. Ich nehme an, dass es andere Menschen gibt, aber wahrnehmen und kommunizieren kann ich nur mit einer sehr geringen Anzahl - vielleicht einige hundert über das ganze Leben gesehen - und nicht mit 8 Milliarden. Wie viele Menschen gibt es also?

Ich denke, dieses Szenario "Leben wir in einer Simulation?" hat viel mehr Tiefe als ein nettes Gedankenspiel, nur müsste es dann jedoch auch konsequent weitergedacht werden.

Ich grüße Sie ganz herzlich und wünsche Ihnen, dass es Sie wirklich gibt. Ansonsten hätten Sie in meiner Simulation nur für eine halbe Stunde lang existiert.